Leserbrief
betreffs Artikel vom 20. 09. 2004 in der Mitteldeutschen Zeitung:
„Monitor“
wandert auf Spätabend (Seite 23)
Die ARD verschiebt ihre
politischen Magazine, wie z. B. Monitor, Kontraste und
Panorama, auf eine Sendezeit, die ihr die Quote um 20:15 Uhr nicht
unangenehm nach unten fährt.
Die ARD
Programmdirektoren beugen sich mit dieser Entscheidung, die vorerst für ein
Probejahr 2005 gelten soll, dem unterhaltungssüchtigen Volk. Gerade erst
verabschiedete Leitlinien werden damit zu Papiertigern, die Einschaltquote
regiert über der gesellschaftlichen Verantwortung des öffentlich –
rechtlichen Fernsehens, unabhängig zu informieren.
Zugleich kastrieren die
ARD Programmdirektoren ihren öffentlich rechtlichen Auftrag. Zu diesem zählen
beispielsweise Information, Unterhaltung, Kritik oder Hilfe bei der
Meinungsbildung der Bevölkerung. Mit der Erfüllung ihres Auftrages sollen die
Massenmedien dafür Sorge tragen, dass die Menschen in Deutschland die
wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und politischen Zusammenhänge
begreifen, die demokratische Verfassungsordnung verstehen und über den
politischen Prozess bestens unterrichtet sind.
In Zeiten in denen die
NPD, aktuell in Sachsen, Stimmen nahe der 10% Marke erhält, in denen ein Volk
zu großen Teilen Medien konsumiert, die überwiegend nur unterhalten anstatt zu
berichten und zu bilden, schmerzt
eine solche Entscheidung.
Sind wir wirklich schon
soweit, dass die Einschaltquote der Zuschauer darüber entscheidet, dass
Berichte über Parteispendenskandale, Kriegsverbrechen und politische Intrigen-
und Bestechungsskandale von den lukrativen Sendeplätzen verdrängt werden? Na
dann, gute Nacht freier Journalismus, gute Nacht Demokratie, es lebe die Welt
der unterhaltsamen, beliebten Massenmedien.
Mit freundlichen Grüssen
Ulrich
Schrieber