Leserbrief
betreffs Artikel vom 01. 10. 2004 in der Mitteldeutschen Zeitung:
"Ruf
nach 45-Stunden Woche! (Freitag 01.10.2004/Titelblatt):
Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister erklärte vor dem Industrieclub Mitteldeutschlands, in Deutschland muss deutlich länger gearbeitet werden. Nur so könne unsere Wettbewerbsfähigkeit weltweit erhalten bzw. erhöht werden. Die Arbeitszeitverlängerung solle bei konstanter Lohnhöhe erfolgen. Weiter philosophiert er über die Zuwanderungspolitik. Sein Anspruch an die Zuwanderung lautet:” Wir brauchen Menschen, die helfen, unsere Probleme zu lösen.” Die Vorschläge von Horst Rehberg wurden, laut Berichterstattung, im Industrieclub Mitteldeutschlands als “mutig” bezeichnet.
Ich bezeichne diese Vorschläge, gelinde gesagt, als nicht zu Ende gedacht oder deutlicher, als volkswirtschaftlich dumm und von einseitiger Vorteilsnahme der Wirtschaft geprägt.
Längere Arbeitszeiten für die Beschäftigten bedeutet, die vorhandene Arbeitsleistung auf noch weniger Schultern zu verteilen. Das kommt einer Forderung nach Erhöhung der Arbeitslosenquote gleich! Diese Forderung umgesetzt mag, betriebswirtschaftlich den Gewinn im Betrieb optimieren (somit auch den Beifall des Industrieclubs Mitteldeutschland finden), bringt aber volkswirtschaftlich nur eine kontraproduktive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt.
Sehr geehrter Minister Rehberger, meine Einschätzung: Volkswirtschaft Note 6, setzen oder besser zurücktreten!
Für welches Ziel arbeiten Wirtschaftsminister eigentlich, für die Gewinnoptimierung der Wirtschaft oder für den Beschäftigungsanspruch der Bevölkerung?
Zum Thema Zuwanderungspolitik fällt dem Minister lediglich ein wirtschaftlicher Anspruch ein. Einen menschlichen Anspruch vermisse ich vollständig. Sowohl in Richtung der Zuwanderer, als auch in Richtung der regionalen Bevölkerung.
Menschen die uns helfen, unsere Probleme in Deutschland zu lösen, haben wir. In Sachsen-Anhalt sogar 20 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung. Man sollte als Wirtschaftsminister den politischen Anspruch haben, Politik zu unterstützen die diesen Menschen zu Beschäftigung verhilft. Der Anspruch an die Zuwanderungspolitik kann, aus meiner Überzeugung heraus, nur ein humanistischer sein.
Den Erhalt unserer wirtschaftlichen
Konkurrenzfähigkeit im Zeitalter der Globalisierung hat der Kommentator der Mitteldeutschen Zeitung nach meiner
Meinung besser prognostiziert, als der Wirtschaftsminister Sachsen-Anhalts.
Wir haben also fähige Köpfe!
Mit freundlichen Grüssen
Ulrich
Schrieber