Leserbrief  auf Artikel vom 13.03.01 in der Mitteldeutschen Zeitung/Wirtschaftsteil

 

Gewerkschaft stellt sich der Entwicklung nicht in den Weg!

 

Im Artikel „Call Center finden im Land leicht Anschluss“ wird erwähnt, dass die Ministerin Kathrin Budde die Deutsche Postgewerkschaft auffordert, sich den zukunftsträchtigen Entwicklungen im Call Center - Bereich in Sachsen Anhalt nicht in den Weg zu stellen. Da drängen sich mehrere Fragen auf. Frau Budde hält, allem Anschein nach, die Forderung nach Tarifverträgen und Betriebsräten in Call Centern für überflüssig. Da sollte Frau Budde Ihren Ministersessel mal  mit dem Arbeitsplatz eines Call Center Beschäftigten tauschen und dann erneut über die Notwendigkeit der Gewerkschaftsforderungen nachdenken. Zu betrachten sind unter anderem die Arbeitsbedingungen, Dienstpläne und nicht zuletzt die Entlohnung. Die Aufforderung an die Gewerkschaft, gemeinsam mit den Arbeitgebern nach „vernünftigen Lösungen“ zu suchen, kann ja wohl nicht bedeuten, auf Tarifverträge und Betriebsräte zu verzichten. Vielmehr ist es doch schon ein Angebot der Gewerkschaft sich über Tarife zu unterhalten. Fehlt nur noch der Verhandlungspartner am anderen Ende des Tisches. Es spricht für sich, wenn einem Unternehmen neben dem Arbeitskräfteangebot und den vorhandenen Immobilien, das Lohnniveau in Halle sehr gefällt.

Es ist ja wohl unumstritten, dass sich das gute Angebot an Arbeitskräften zum großen Teil aus Arbeitslosen rekrutiert. ( was bei der Arbeitslosenquote in unserem Bundesland kein Wunder ist) Gleichzeitig ist eine hohe Arbeitslosigkeit auch Garant für niedrige, eben unter üblichen Tarifen liegende Lohnforderungen der Arbeitssuchenden. Wenn Frau Ministerin Budde einen Beitrag leisten möchte, um Sachsen –Anhalt zu einem Bundesland zu machen, in dem Lohndumping und schlechte Arbeitsbedingungen an der Tagesordnung sind, dann ist Sie auf dem richtigen Weg mit Ihren Forderungen. Im übrigen scheint der Ministerin nicht bekannt zu sein, das sich gerade die Deutsche Postgewerkschaft für Arbeitsplätze, unter anderem  im Call Center Bereich, in Sachsen-Anhalt erfolgreich stark gemacht hat. Wenn Frau Budde stolz in den Raum stellt, das heute in Sachsen –Anhalt 3000 Arbeitsplätze in solchen Einrichtungen existieren, dann wird es Zeit, die Arbeitsbedingungen dort unter die Lupe zu nehmen.

nach dem Original  hier der gedruckte Leserbrief und die Antwort von Kathrin Budde, immerhin.