Leserbrief  zum Artikel  vom 12. September 2008 in der Mitteldeutschen Zeitung, Seite 1: Bußgeld für Bespitzelung

Zu billig davon gekommen 

Der Spitzel kommt zu billig davon! Nicht erst durch die unrechtmäßige Überwachung der Beschäftigten ist Lidl in die Schlagzeilen geraten. Bereits Ende 2004 informierte das „Schwarz Buch Lidl“ der Gewerkschaft ver.di über eklatante Missstände im Unternehmen. Das auf Gesprächen mit Mitarbeitern und Kunden basierende Buch, gibt Einblicke in die Praxis bei Lidl.  Offensichtlich war die Unternehmensleitung nicht daran interessiert diese Missstände abzustellen, wie sonst erklärt sich die Anfang 2008 aufgedeckte Bespitzelungspraxis.

Lidl verfügt nach eigenen Angaben auf der Homepage des Unternehmens über das größte Netz an Discount Lebensmittelmärkten in Europa. Die Lidl Schwarz Gruppe, mit europaweit rund 7200 Filialen und einem Jahresumsatz um die 30 Milliarden Euro in 2007, dürfte über die Strafe nur müde lächeln. 1,5 Millionen tun nicht wirklich weh, wenn man die Mitarbeiter am unteren Ende des Sozialniveaus beschäftigt und mit Druck agiert. Wer die Angaben im Internet zu Verhaltensgrundsätzen über den Umgang mit Mitarbeitern bei Lidl ernst nimmt, muss sich vorstellen, dass Lidl ein traumhafter Arbeitgeber ist und alle Beschäftigten sich sauwohl fühlen.

Angst, Leistungsdruck und Missachtung gesetzlicher Regelungen im Arbeitsverhältnis sind in Deutschland möglich, weil es in der Politik immer weniger verantwortliche Kräfte gibt, die sich noch für korrekte Bedingungen in der Arbeitswelt einsetzen. Viel lieber wird stetig der statistisch schön gerechnete Rückgang der Arbeitslosigkeit bejubelt. 

Lidl ist kein Einzelfall, was die Löhne und die Arbeitsbedingungen in unserem Land betrifft, sind wir erfolgreich auf dem Weg nach „Mc Deutschland“. 

                                                                                                                                  und hier der teilweise veröffentlichte Leserbrief