Leserbrief  auf Artikel vom 08.05.01 in der Mitteldeutschen Zeitung: Abfallwirtschaft/ Handelstag favorisiert private Müllentsorger 

Leserbrief :

In der MZ vom 08.05.2001 wurde im Bericht „Handelstag favorisiert private Müllentsorger“ von der Ansicht des Deutschen Industrie- und Handelstages berichtet, die Müllentsorgung müsse von Kommunen und Städten ganz auf Privatfirmen übertragen werden. Private Unternehmen könnten billiger, transparenter und kundenorientierter arbeiten. Man fordert die Öffnung für den Wettbewerb wie bereits bei Bahn, Energie, Post und Telekommunikation.

Wo liegen denn wohl die Beweggründe für diese Forderung. Steht da das Wohl des Bürgers im Vordergrund? Oder nicht vielmehr die gewinnorientierte Ausrichtung der Privatfirmen. Bei einem angegebenen Gesamtumsatz von rund 78 Milliarden DM  in der Branche sieht es da nach einer gewinnorientierten Motivation aus. Was passierte denn in den angeführten Branchen Bahn, Energie Post und Telekommunikation. Nach erfolgter Privatisierung begann der Personalabbau und eine Reduzierung der Kosten auf dem Rücken der Beschäftigten in diesen Wirtschaftsbereichen. Die großen Firmen arbeiten mit Subunternehmern und Zeitarbeitsfirmen, und diese speisen dann mit Stundenlöhnen ab 10 DM ihre Beschäftigten ab. Und schon beginnt sich die Schraube des Lohn- und Sozialdumpings nach unten zu drehen, während die Gewinne der Unternehmer steigen.

Der Bürgen nimmt dann den Wegfall von Bahnverbindungen, Postämtern und Serviceleistungen zur Kenntnis und notgedrungen in kauf. Und erst wenn dann neben sinkenden Preisen im Wettbewerb auch die Kundenfreundlichkeit und das Serviceverhalten leidet, für die Arbeitssuchenden Beschäftigungsmöglichkeiten immer seltener werden und die Ausbildungsplätze nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, bemerken manche auch die Schattenseiten solcher Entwicklungen. Dazu kommt, dass private Firmen wohl auch  regional mit unterschiedlicher Qualität bedienen werden, denn wo es nichts zu verdienen gibt ist das Engagement auch immer recht begrenzt. Wenn also die bessere Erfüllung der Ansprüche des Bürgers nicht vom Bürger selbst, sondern vom DIHT angeführt werden, ist das für mich ein Grund zur Skepsis. Die Beispiele vorangegangener Privatisierungen zeigen, dass es notwendig ist solche Entwicklungen, so sie nicht verhindert werden können, durch die zuständigen Tarifpartner zu begleiten. In diesem Fall eine Aufgabe für ver.di, die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft.