Leserbrief auf Artikel vom 1. August 2009 in der Mitteldeutschen Zeitung, Titelseite  „Deutsche sind sehr lange auf Arbeit“ 

Es gibt nicht nur Grund zum Jubeln, dass "wir Deutschen" sehr lange auf der Arbeit zubringen. Viele Sachverhalte werden von der Studie nicht betrachtet. So gibt es keine Aussagen zu den Auswirkungen auf die Gesundheit, keine Auswertungen zu den Arbeitsbedingungen der betroffenen Beschäftigten.

Unbetrachtet bleibt auch, wie viel Zeit die Menschen aufwenden müssen, um ihren Arbeitsplatz erst ein mal zu erreichen und wieder nach Hause zu kommen. Die immer weitere Flexibilisierung der Arbeitswelt verursacht eine enorme zeitliche Belastung für viele Menschen. Letztlich bedeutet eine lange Anwesenheit am Arbeitsplatz, dass zu wenig Zeit für Kinder und Angehörige bleibt. Auch der Freizeitausgleich kommt oft viel zu kurz.

Für unsere Gesellschaft ist dies ein soziales Desaster und trägt dazu bei, das in vielen Familien nicht ausreichend Zeit zur Erziehung und Begleitung der Jugend zur Verfügung steht. Mit der von vielen Firmen propagierten Balance von Beruf und Familie hat die Arbeitszeitgestaltung oft nichts zu tun.

Letztlich stellt sich auch die Frage der gesellschaftlichen Verteilung der Arbeitszeit. Da sich im Vergleich zum Jahr 2003 die durchschnittliche Wochenarbeitszeit der Bundesbürger um 1,6 Stunden erhöht hat, muss eine Politik, die sich zur sozialen Marktwirtschaft bekennt, hier  regulieren. Denn kürzere Arbeitszeit bedeutet mehr Arbeitsplätze. Diesen Ansatz hat die aktuelle Regierung leider nicht. Die Kritik des europäischen Gewerkschaftsbundes an der Entwicklung, ist daher mehr als gerechtfertigt.

 

                                                                                                                    nach meinem Kenntnisstand kein Abdruck in der Presse