Leserbrief zum Artikel vom 12. Januar 2010 in der Mitteldeutschen Zeitung, Seite 5  „Drogeriekette reagiert auf Lohndumping Vorwürfe“

 

Leih- und Zeitarbeitnehmer gleichstellen!

Das Beispiel Schlecker zeigt ein mal mehr, wie hier in Deutschland zu einem guten Teil Wettbewerb betrieben wird. Über übelste Lohndrückerei werden die Kosten reduziert. Qualität scheint nicht der bestimmende Erfolgsfaktor zu sein.

Die Ankündigung von Arbeitsministerin von der Leyen, gegen Missbrauch des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) vor zu gehen wird Schlecker kalt lassen. Zum einen hat Schlecker im letzten Jahr sicher schon viele teure Beschäftigte „entsorgt“ und den Missbrauch der billigen Leih- und Zeitarbeit etabliert. Auch dürfte es Schlecker nicht entgangen sein,  dass die Bundeskanzlerin Angela Merkel höchst persönlich bereits im Juli 2008 die Aufnahme der Leih- und Zeitarbeitsbranche ins Entsendegesetz abgelehnt hat. Im Januar 2009 wurde dann vertröstet, dass man für diese Branche eine extra Lösung anstrebe. Das AÜG wurde über Jahre hinweg zu Ungunsten der Beschäftigten verschlechtert. Unter der schwarz gelben Koalition ist kein gesetzlicher Mindestlohn und keine Gesetzesinitiative gegen Lohndumping zu erwarten.

Die Leih- und Zeitarbeiter werden nicht allein von Schlecker zur Maximierung der Gewinne genutzt. Es gibt viele Firmen und Branchen, die eigenes Personal abbauen und sich dann zu einem Großteil Beschäftigte ausleihen. Ob Autoindustrie oder die Call Center Branche, schwarze Schafe braucht Frau von der Leyen nicht lange zu suchen, sie sollten ihr auf Grund der bereits seit längerer Zeit geführten öffentlichen Diskussion längst bekannt sein. 

Dieser Betrug an den Menschen hat auch negative Folgen für den Staat. Vollzeitbeschäftigte sind auf Grund von Dumpinglöhnen oft abhängig von staatlicher Unterstützung. Die Zahlungen in Sozialkassen sind gering oder entfallen ganz. Der Staat finanziert einen Teil der Löhne und verzichtet auf  Einnahmen. Tolles Geschäft!

Neben der Schwächung des Binnenmarktes durch Kaufkraftverlust ist es auch beschämend, dass Menschen in Leih- und Zeitarbeit nicht mit ihren Kolleginnen und Kollegen gleich gestellt werden. Ich drücke Frau von der Leyen die Daumen, dass sie sich gegen wirtschaftliche Interessen zu Gunsten der betrogenen Menschen durchsetzen kann.

 

                                                                                                                      nach meinem Kenntnisstand wurde der Leserbrief nicht gedruckt