Leserbrief auf Artikel vom 7.4. 03 in der Mitteldeutschen Zeitung „Kämpfen auf richtiger Seite“ unter der Rubrik: Gespräch zum Montag    

Die in diesem Interview getroffenen Aussagen von Günter Nooke  tun mir richtig weh!

Günter Nooke weiß also woher das Unbehagen der Ostdeutschen in Sachen Irak-Krieg kommt. Er weiß, dass es den Ostdeutschen meist an der politischen Analyse fehlt. Und er weiß, dass die USA die UN und die NATO stabilisieren. Und er scheint zu wissen,  wo bzw. wer die „gute Seite“ ist.  Danke für die Belehrung Herr Nooke,  die war unnötig!  Ich kenne mein Unbehagen in Sachen Irak-Krieg sehr genau. Das wird durch Missachtung der UN, des Sicherheitsrates und durch Missachtung der Meinung vieler Europäischer Staaten und ihrer Bevölkerung seitens der Regierungen der USA und GB täglich gesteigert. Mein Unbehagen wird durch die Bombardierung von unbeteiligten Familien, von den täglichen Bildern im Fernsehen, von  Berichten aus den Krankenhäusern im Irak geschürt. Und ganz besonders groß ist mein Unbehagen, da Politiker, auch  von angeblich christlicher Prägung, sich einen Dreck um das menschliche Elend auf beiden Seiten der Kriegsparteien kümmern. Wenn diese Politiker, allen voran Angela Merkel, kriecherisch der Bush – Administration den Rücken stärken, während eine große Mehrheit der deutschen Bevölkerung diesen Krieg verurteilt, muss die Frage nach der Tragfähigkeit dieser Politiker gestellt werden. Wer der militärisch stärkeren US-Administration zu Füßen kriecht, obwohl offensichtlich unnötiges, unermessliches menschliches Elend verursacht wird, der arabische Raum politisch destabilisiert und eine erhöhte Terrorgefahr in Kauf genommen wird,  der hat aus meiner tiefsten Überzeugung den Abgang von der politischen Bühne verdient. Wo sind denn die Massenvernichtungswaffen des Irak? Was wir jeden Tag im Fernsehen serviert bekommen sind Massenvernichtungswaffen der USA und diese im tödlichen Einsatz. Warum war es nicht möglich die Waffeninspektionen fortzusetzen? Die Fragen enden nicht, die US-Administration hat keine schlüssigen Antworten darauf.

Die Aussagen von Günter Nooke schmerzen  besonders,  wenn man seine politische Analyse näher betrachtet.  Nur ein Beispiel, Zitat: „Viele politisch denkende Menschen in Mittel- und Osteuropa wollen das Wertesystem, für das die USA stehen, verteidigen, denn sie haben ein anderes kennen gelernt.“ Zitat Ende!  Ich nehme aus meiner direkten Umgebung und aus Fernsehdiskussionen und aus Zeitungsartikel und bei vielen Möglichkeiten zum Gedankenaustausch wahr, dass viele politisch denkende Menschen in diesem Irak- Krieg einen völkerrechtswidrigen Angriff,  der offensichtlich auch wirtschaftliche Interessen zum Ziel hat, sehen. Eine Diktatur soll, mit einem hohen Blutzoll der Zivilbevölkerung, beseitigt werden. Eine Diktatur die von den USA in den 80-ziger Jahren mit viel Aufwand gestärkt wurde. Wo wird im Irak ein Wertesystem verteidigt? Diese Frage kann mir Herr Nooke nicht zufriedenstellend beantworten.    

Ulrich Schrieber

der Artikel der MZhier der in der Mitteldeutschen Zeitung abgedruckte Ausschnitt aus meinem Leserbrief