Leserbrief zum Artikel in der Mitteldeutschen Zeitung, Seite 4 vom 29.10. 2010 „Wir stehen blendend da“
Wer steht blendend da? Wir alle?
Die Zahl der Arbeitslosen ist nach offiziellen Angaben unter die 3 Millionen Grenze gefallen.
Nicht nur schwarz – gelbe Politiker bejubeln das. Auch der Direktor für Arbeitsmarktpolitik des „Instituts für die Zukunft der Arbeit“ in Bonn lobt die Situation auf dem deutschen Arbeitmarkt. Wie fern von der Realität sind diese Leute! Die Angabe von weniger als 3 Millionen Erwerbslosen wird vielfach bestritten, nicht nur von Gewerkschaften.
Das besagte Institut ist nach Medienangaben von der Deutschen Post AG als privates Wirtschaftsforschungsinstitut gegründet worden. Nach eigenen Abgaben wird es durch die „Deutsche Post Stiftung“ gefördert. Wen wundert es da, das Herr Schneider sich überhaupt nicht um die Konditionen für Arbeit schert? Wer Hartz IV und immer weiter steigende Anzahl von Teilzeitarbeitsplätzen und Minijobs feiert, wer Leiharbeit und das zurückdrängen von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen begrüßt, ist offensichtlich Lobbyist der Wirtschaft. Wessen Brot ich ess – dessen Lied ich sing.
Was im Gespräch als deutscher Erfolg verkauft werden soll, ist in Wahrheit eine enorme Belastung für viele Beschäftigte. Die sogenannte Flexibilisierung des Arbeitsmarktes ist weit überzogen, Lohndrückerei, soziale Ungerechtigkeit sind auf dem Vormarsch. Missbrauch von Praktika, Verkürzung von Ausbildungszeiten und Schaffung unterschiedlicher Lohnebenen sind Realität. Der Wert der Arbeit wird zugunsten höherer Gewinne zerstört. Gewinner sind vor allem große Konzerne. Verlierer sind u.a. der Mittelstand und viele Beschäftigte.
Während das Institut für die Zukunft der Arbeit die Zustände in Deutschland feiert, meldet das Statistische Bundesamt aktuell erschreckende Zahlen zur Armutsgefährdung!
Wir sind in der Lobby – Republik angekommen. Verkauft wird der Ruin des Sozialstaates mit Schleifchen und mit der Arrogant der Macht.
hier der gedruckte Leserbrief in MZ