Leserbrief:

 

Zum Artikel  „Merkel will Waffen scharf kontrollieren“ auf der Titelseite  der Mitteldeutschen Zeitung vom 16. März 2009:

Zum wiederholten mal ist ein Jugendlicher zum Mörder geworden. Seriöse Medien berichten, die Boulevardpresse sieht offenbar nachgestellte Szenen als ein guten Mittel an, um ihre Auflagen zu steigern. Nicht öffentlich – rechtliche TV Sender stehen groß bebilderten Zeitungen in ihrer Berichterstattung im negativen Sinn nicht nach.

Mit ihrer Forderung, den Waffenbesitz schärfer zu kontrollieren, steht die Kanzlerin  nicht allein. Das jedoch die Umsetzung der nach Erfurt verschärften Waffengesetze bislang nicht ausreichend kontrolliert wurde, zeigt ein Versagen der Politik auf. Der schlanke Staat hinterlässt indirekte Opfer. Für mich gibt es keine alleinige Ursache für dieses Verbrechen. Wir leben mittlerweile in einer enthemmten Gesellschaft, Profitgier ist gnadenlos und fördert die Verbreitung von sehr viel Schund. Es scheint egal mit welchen perversen Bildern, Filmen oder Computerspielen Geld verdient wird. Bei nahe alles was Gewinn einspielt, ist möglich. Auch die Waffenindustrie verdient, da sind keine wirksamen Einschnitte zu erwarten.

Wer zu hoffen wagt, das wenigstens zu Feiertagen die von Nächstenliebe und Menschlichkeit künden sollen, keine Horrorfilme auf den privaten Fernsehsendern laufen, der irrt gewaltig. Thriller sind beliebt und Blut und Gewalt sind offensichtlich Garant für Einschaltquoten bei den Sendern, die ihren Unterhalt und Gewinn mit Werbung finanzieren. Wirksame staatliche Kontrolle ist verpönt, die Politik setzt auf Selbstkontrolle der Medienindustrie – ein Trugschluss und schwerer Fehler zugleich. Wo zu Gunsten von Gewinnen, dem Markt alle „Freiheiten“  gegeben werden, wo der Staat vor Kontrolle zurück schreckt – da lässt sich auch Gewalt profitabel vermarkten. Was zählen da ein paar negative „Begleiterscheinungen“?

 

In einer Gesellschaft, in der schon Kinder lernen was Ausgrenzung und Konkurrenzkampf heißt, ist der Boden fruchtbar für solche Taten. Wer nicht gebraucht wird, ist Außenseiter und oft mittels veröffentlichter Meinung, selbst an seinem angeblichen Versagen schuld. In einer Arbeitswelt, wo Eltern sehr oft der Verzicht auf ein Familienleben abverlangt wird, wo Aufsichtspflicht für Kinder nicht selten hinter den Anforderungen an grenzenlose Verfügbarkeit am Arbeitsplatz zurückstehen muss, gibt es massenhaft negative Auswirkungen. Es ist leider nicht auszuschließen, dass wir noch weitere tragische Zeugnisse unserer kranken Gesellschaft hinnehmen werden müssen. Ein ernsthafter Wille der Politik, wirksam gegen zu steuern, ist bislang nicht durch Taten belegt.